Browse results

Das Programm einer empirischen Anthropologie der Literatur stellt Literatur ein in das Geflecht von Bedingungen und Funktionen, das sie ermöglicht und erzwingt. „Empirisch“ soll das Spektrum nicht eingrenzen auf jene Prozeduren kontrollierter Beobachtungen, wie sie in den empirischen Humanwissenschaften üblich sind. Aber es soll auf die Notwendigkeit hinweisen, dass die verwendeten Kategorien jedenfalls kompatibel sein sollen mit intersubjektiv vermittelbarer Erfahrung. „Anthropologie“ bedeutet den gesamten Kontext der menschlichen Aktivität des Literarischen: Sowohl psychische als auch soziale Faktoren, die in Korrelation zum Literarischen zu setzen sind. Daraus ergibt sich ein starker interdisziplinärer Akzent, und zwar bis zu den Naturwissenschaften, insbesondere zur biologischen Anthropologie, zur Humanethologie und zur Evolutionären Psychologie. Die anthropologisch ausgerichtete Analyse protopoetischer Formen und poetogener Strukturen fragt nach den biologischen Dispositionen, auf denen sie aufruhen, die sozialgeschichtliche Analyse nach den kulturellen Faktoren, welche die konkreten historischen Manifestationen des menschlichen Kunstverhaltens bestimmen. Die Bücher dieser Reihe müssen nicht ausschließlich literaturwissenschaftlich und von Literaturwissenschaftlern sein, sondern die Reihe soll allen Unternehmungen offenstehen, die Literatur und Kunst im Wechselspiel mit ihrem biologischen und/oder kulturellen Kontext untersuchen und damit die Grenzen bloßer Diskursimmanenz überschreiten.

The program of an empirical anthropology of literature places literature within the network of conditions and functions that make it possible or even enforce it. "Empirical" is not meant to limit the spectrum to those procedures of controlled observations that are common in the empirical human sciences. But it is meant to indicate the need for the categories used to be, at any rate, consilient with intersubjectively communicable experience. "Anthropology" means the whole context of the human literary activity: both psychological and social factors to be correlated with literature. This results in a strong interdisciplinary emphasis, extending to the natural sciences, especially biological anthropology, human ethology, and evolutionary psychology. The anthropologically oriented analysis of proto-poetic forms and poetogenic structures investigates the biological dispositions on which they rest; the social-historical analysis investigates the cultural factors that determine the concrete historical manifestations of human artistic behavior. The books in this series need not be exclusively literary studies and by literary scholars; rather, the series is intended to be open to all undertakings that examine literature and art in interplay with their biological and/or cultural contexts, thus transcending the boundaries of mere immanence of discourse.
Die Reihe ist abgeschlossen.
Metaphern begleiten unseren Alltag auf Schritt und Tritt, sie prägen unsere Wirklichkeit. Im metaphorischen Vollzug wird sichtbar, in welcher Weise unsere Orientierungsräume entstehen.
In diesem Band wird dieser Vollzug aus mehreren disziplinären Perspektiven beleuchtet. An und in Metaphern können wir den kommunikativ-konstruktiven Charakter der Wirklichkeit erkennen. Daher ist es angebracht, nach der Leistung der Metaphern zu fragen und danach, wie Metaphern unser Denken und Handeln ermöglichen und (re)strukturieren. Sie werden daher nicht als sprachliche System-Phänomene aufgefasst, sondern als eine besondere Art der Kopplung zwischen Kognition und Kommunikation. In dieser interdisziplinären Perspektive wird untersucht, wie Metaphern im Spannungsfeld zwischen Kognition und Kommunikation operieren und wie sie an dem, was wir Wirklichkeit nennen, konstitutiv beteiligt sind.
Eine Analyse des kognitiven Werts der Literatur
Series:  Explicatio
Eine Grundmotivation, sich mit fiktionaler Literatur zu beschäftigen, liegt in ihrer Fähigkeit, uns Lebenswahrheiten zu vermitteln, die Welt aus einer anderen Perspektive zu zeigen und unseren Erfahrungshorizont zu erweitern. In all diesen Fällen handelt es sich um Metaphern, die auf die kognitive Relevanz unserer Auseinandersetzung mit literarischen Werken hinweisen. Die Erklärung dieser Metaphern kann nicht nur unsere Beschäftigung mit fiktionaler Literatur, sondern auch den Begriff der Erkenntnis und seine Vielfalt erhellen. In diesem Buch wird eine akkurate Analyse des kognitiven Werts fiktionaler Literatur unternommen. Neben der Vermittlung von Wahrheiten und propositionalem Wissen steht im Mittelpunkt des Buches die Untersuchung von Erkenntnisformen, welchen bislang eher wenig Aufmerksamkeit zuteil wurde. Vor diesem Hintergrund werden perspektivische, phänomenale, empathische und ethische Erkenntnisse in Betracht gezogen. Es sind insbesondere die letztgenannten Erkenntnisformen diejenigen, die für die Literatur kennzeichnend sind und die es uns ermöglichen, über uns selbst hinauszuschauen und unsere Existenz in verschiedener Form zu bereichern.
Begriff – Hermeneutik – Analyse
Series:  Explicatio
Wie kann man erklären, dass ein Autor – wie der Schriftsteller Christian Kracht im Jahr 2012 – für einen seiner Romane eine merkwürdig rassistische Sprache verwendet, seine Begeisterung für die Symbole nationalistischer Parteien äußert, deshalb mit dem Vorwurf einer rechten Gesinnung konfrontiert wird, und dennoch von der literarischen Öffentlichkeit vom Vorwurf einer rechten Gesinnung freigesprochen wird? Die Antwort lautet: Es ist ein Fall von subtiler und provokativer Selbstdarstellung. Dass sich Autoren auch mit ihren literarischen Werken selbst inszenieren, ist ein Gemeinplatz. Wie Selbstdarstellung funktioniert, die als Medium der Selbstdarstellung auch fiktionale Texte einsetzt, konnte die Literaturwissenschaft dennoch weder beschreiben noch erklären. Das liegt insbesondere daran, dass mit dem Dogma vom ›Tod des Autors‹ der Autor – zumindest in der Theorie – kategorial aus der Textanalyse ausgeschlossen wurde. Das Buch stellt deshalb die längst überfällige Interpretationstheorie der Selbstdarstellung mit literarischen Werken zur Verfügung und demonstriert in einer Fallstudie zur Selbstdarstellung in Christian Krachts Romanen deren Leistungsfähigkeit.
Eine Rekonstruktion bioethischer und literarischer Verhandlungen
Mit dem Schaf Dolly wurde 1996 zum ersten Mal ein ausgewachsenes Säugetier geklont. Das Ereignis wurde in der Bioethik kontrovers diskutiert. Szenarien, die eine Anwendung dieser Fortpflanzungstechnik auf den Menschen ausmalen, gehen häufig mit Assoziationen des Klons als fremdbestimmt, ausgegrenzt oder instrumentalisiert einher. Warum löst gerade das Klonen solche Bedeutungszuschreibungen aus? Die Studie geht dieser Frage nach, indem sie die Bioethik ins Verhältnis zu den Kulturwissenschaften setzt und die Perspektiven fiktionaler Literatur einbindet: Eine umfassende Überblicksdarstellung deutscher und englischer Romane sowie sieben vertiefende Einzelanalysen tragen durch die Verzahnung mit anderen Textformen zum Verständnis des Klon-Diskurses bei. Dabei zeigt sich, dass es in Szenarien einer zukünftigen Verwendung des Klonens wesentlich um »Alterität« geht: Sie handeln moralische Überzeugungen bzgl. Andersartigkeit oder Fremdheit aus, indem sie die Nutzung der Technik in einen fiktiven lebensweltlichen Kontext stellen. Hieraus leitet sich die zentrale Forderung ab, auch bei ethischen Urteilen, die die Zukunft betreffen, zu reflektieren, welche moralische Relevanz das Sprechen über den Anderen haben kann.
Editors: and
Seit etwa drei Jahrzehnten erhalten Literaturwissenschaftler von den Kognitionswissenschaften für ihre Forschungen wichtige Impulse. Bis heute jedoch herrscht Klärungsbedarf in Bezug auf die biologischen Grundlagen unserer Kultur bzw. hinsichtlich der neuronalen Voraussetzungen semantischer Prozesse innerhalb der literarischen Kommunikation. Der Band soll ein Abbild vermitteln, wie Forscher mit unterschiedlichen (meta-)theoretischen Hintergründen mit der Anwendung der grundlegenden Konzepte der Kognitiven Literaturwissenschaft umgehen und dabei zeigen, inwiefern kognitionswissenschaftliche Erkenntnisse für literaturwissenschaftliche Fragestellungen fruchtbar gemacht werden können. Zu diesem Zweck wird der Fokus auf das dynamische Zusammenspiel von Textelementen und kognitiven Leistungen vor kulturhistorischem Hintergrund gerichtet. Um das entsprechend breite Spektrum der Möglichkeiten der Kognitiven Literaturwissenschaft sichtbar zu machen, sind die Anwendungsbereiche Text, Leser und Kontext gleichermaßen vertreten.
Das narratologische Konzept der Motivierung beschreibt die Struktur eines Erzähltextes im Hinblick auf die logische Beziehung der dargestellten Ereignisse. Das Geschehen gilt als »motiviert«, wenn die Ereignisse nicht nur chronologisch nacheinander, sondern bestimmten Sinnzusammenhängen gemäß auseinander folgen, d.h. sich zu einer Geschichte mit Anfang, Mitte und Ende zusammenfügen. Im Text selbst sind solche Sinnzusammenhänge meist nicht vollständig expliziert, sie ergeben sich vielmehr aus der Verstehensaktivität des Lesers. Die Beiträge des Bandes fragen nach einheitlichen kognitiven Regeln, die der Kohärenzherstellung durch den Leser zugrunde liegen und folglich auch den Aufbau narrativer Texte anleiten. Beispiele dafür sind biologisch verankerte Erwartungen wie die von Intentionalität (einer Figur bzw. des Autors), von Kausalität oder von Übereinstimmung mit basalen kognitiven Image-Schemata und Verlaufsgestalten.
Kalkülisierung von Narration und Interpretation
Author:
Im Rahmen der Grenzüberschreitungstheorie fasst Jurij M. Lotman Texte erst dann als narrativ, als ereignishaft, auf, wenn »ein Faktum stattgefunden hat, obwohl es nicht hätte stattfinden sollen«. Damit modelliert Lotman das Ereignis auf der Basis von Deskriptionen und Präskriptionen. Wie zahlreiche kultur- und mediensemiotische Arbeiten gezeigt haben, kann sein Ansatz als ein funktionales Verfahren zur Rekonstruktion der Textaussage, des Subtextes, angesehen werden: Mit der Analyse der narrativen Struktur geht gleichsam die Interpretation des Textes einher. Das bisherige Verfahren, Lotmans Ereignis mittels prädikatenlogischer Aussagesätze als Widerspruch zu modellieren, erlaubt jedoch keine formal korrekten Schlüsse. Erst durch die normenlogische Remodellierung von Lotmans Grenzüberschreitungstheorie und ihre Erweiterung um das modallogische Modell der möglichen Welten in der vorliegenden Studie wird der Subtext narrativer Texte formal deduzierbar und Interpretation damit im Ansatz kalkülisierbar. Die »Formale Subtextanalyse« liefert somit Antworten zum Zusammenwirken von deduktiver Logik und Narration und kann die Grundlage für informationstechnische Anwendungen, wie der Verbesserung von Retrieval-Systemen oder der Mensch-Maschine-Kommunikation, liefern.