Jan Wagners Gedichte sind in den letzten Jahren nicht nur vielfach mit renommierten Preisen ausgezeichnet worden, sondern haben auch ein stetig wachsendes Publikum für sich gewinnen können. Diese Popularität verdienen sich Wagners Gedichte dadurch, dass sie den Bezug zu alltäglichen Dingen und Naturerscheinungen mit höchster künstlerischer Finesse und ansprechender Klanggestaltung zu verbinden wissen. In einer Abfolge von Interpretationen, die jeweils ein einzelnes Gedicht Jan Wagners im Kontext des Gesamtwerkes interpretieren, führt der Band in das bisherige lyrische Schaffen des Autors ein. Das Buch vermittelt somit einen Überblick über die bisherige Entwicklung, typische Motivik und formale Besonderheiten, mit denen sich Jan Wagner gezielt in die internationalen literarhistorischen Traditionen der Gattung Lyrik einschreibt. Mit Beiträgen von Frieder von Ammon, Matthias Aumüller, Hans-Edwin Friedrich, Johannes Görbert, Gunter E. Grimm, Ingo Irsigler, Christoph Jürgensen, Sonja Klimek, Gerhard Kaiser, Daniela Kohler, Fabian Lampart, Sven Meyer, Ralph Müller, Antonius Weixler, Rüdiger Zymner.
Tod und Sterben waren schon immer von leitenden Vorstellungen geprägt: Die Topoi des sanften Todes, des bewussten Abschieds, des friedlichen Einschlafens haben eine lange Tradition. Auch unsere gegenwärtige Gesellschaft entwirft solche Leitbilder und propagiert etwa den Heldentod als Organspenderin, verspricht das ruhige und friedliche Sterben im Hospiz oder bestimmt den »Hirntod« zum Tod des Menschen. In der konkreten Umsetzung führen diese Vorstellungen allerdings oft zu Konflikten, die von den Beteiligten selbst nicht mehr gelöst werden können. Die Studie verfolgt die Hypothese, dass diese Konflikte in einem vereinseitigten Verständnis des Todes gründen, das insbesondere die personale Bedeutung des Todes nicht angemessen berücksichtigt. In einer kritischen Auseinandersetzung mit aktuellen philosophischen Theorien es Todes wird das Problem zunächst begrifflich präzisiert, um es dann mit den Mitteln der philosophischen Anthropologie Helmuth Plessners zu lösen. Dabei wird ein Konzept des menschlichen Todes entwickelt, das die personale Bedeutung ebenso wie andere zentrale Dimensionen des Todes integriert. Dieser integrative Ansatz ermöglicht, Todesvorstellungen kritisch auf ihre Legitimität zu prüfen.
Spätestens seit der Beteiligung deutscher Soldaten am Kosovo-Krieg im Jahr 1999 hat ein verstärktes Nachdenken über die Problematik der Ethik militärischer Einsätze auch in Deutschland begonnen. Angesichts der Greuel und Massaker in vielen Teilen der Welt hat sich ein strikter, jede Form der Gewaltausübung ablehnender Pazifismus als unbefriedigende Haltung gegenüber diesen Schrecken erwiesen. Es stellt sich jedoch die Frage, was eine sinnvolle Alternative sein könnte. Die Wiederbesinnung auf Theorien gerechter Krieg e stellte sich als eine der möglichen Antworten heraus. Mit Beiträgen von: Matteo Fornari, Otfried Höffe, Dieter Janssen, James Turner Johnson, Ulrike Kleemeier, Frank Köhler, Barbara Merker, Michael Quante, Ludwig Siep, Suzanne Uniacke.
Der Übergang von der klassischen zur modernen Physik ist immer als eine Revolution angesehen worden. Die Relativitätstheorie hat dazu geführt, dass sich unsere Vorstellungen von Raum und Zeit grundlegend verändert haben, und die Quantenmechanik hat die Möglichkeit einer widerspruchsfreien Beschreibung der Wirklichkeit in Frage gestellt. Dieses Buch ist ein Versuch zu zeigen: Diese Konsequenzen sind keineswegs zwingend. Die eigentliche Revolution liegt vielmehr in der Einsicht, dass die moderne Physik sich nicht mit der erkenntnistheoretischen Naivität der klassischen Physik verträgt. Die physische Welt lässt sich nicht so erkennen, wie sie an sich beschaffen ist, unabhängig von unseren menschlichen Wahrnehmungen, sondern nur so, wie sie sich in unseren Erfahrungen zeigt
Mit dem Begriff der zweiten Natur ist der Gedanke einer Natürlichkeit angesprochen, die Menschen in einer einheitlichen, belebten Natur verortet und sie zugleich grundsätzlich von allen anderen Lebewesen unterscheidet. Die bis auf Aristoteles zurückgehende Tradition dieses Gedankens hat in den vergangenen zwanzig Jahren, angeregt durch Diskussionen über den objektiven Status von Sittlichkeit und Moral und ihr Verhältnis zur menschlichen Lebensweise, eine Renaissance erlebt. Unterdessen wird die Figur der zweiten Natur in ganz unterschiedlichen philosophischen Richtungen kontrovers diskutiert: Führt die Rede von der menschlichen Natur nicht in den überwunden geglaubten Essenzialismus zurück? Können vernachlässigte Fragen der normativen Ethik wie die nach der Rolle von Bildungs- und Sozialisationsprozessen mit Verweis auf die »zweite Natur« besser gestellt, oder nur umformuliert werden? Bietet das Konzept der »zweiten Natur« eine Alternative zu anderen Grundbegriffen der praktischen Philosophie bzw. einer Praxisphilosophie im weitesten Sinne: Praxis, Geschichte, Leben oder Kultur, die allesamt antreten, um überkommene Dualismen zu überwinden?
Birgit Recki vertritt seit 1997 das weite Feld der Ethik, Ästhetik und Kulturphilosophie unter Einschluss der Anthropologie am Philosophischen Seminar der Universität Hamburg. Dieser Band ist von ihren Schülern herausgegeben und erscheint anlässlich ihres 60. Geburtstags. Er enthält Beiträge, die von Problemstellungen zu Kultur, Technik und Freiheit handeln und dabei mit weitergehenden Überlegungen zu Mythos, Moral und Ästhetik das breite Forschungsspektrum von Birgit Recki berühren.
Praktische Gründe dienen uns Menschen dazu, unser Handeln verständlich zu machen. Philosophen sind fasziniert vom Wesen praktischer Gründe. Auf was für einen Gegenstand beziehen wir uns, wenn wir unser Handeln erklären? Sind praktische Gründe als psychologische Zustände der handelnden Person aufzufassen, etwa als deren Wünsche oder Überzeugungen? Oder sind sie identisch mit den sich in der Welt befindenden Tatsachen, also unabhängig vom Geist der Akteure? Verursachen Gründe unser Handeln? Diese und andere Fragen sind aktueller Gegenstand einer vielschichtigen Diskussion in der analytisch geprägten Handlungstheorie. Dieses Buch bietet eine einschneidende Veränderung in der Sicht auf diese Fragen an. Überlegungen Wittgensteins folgend, werden praktische Gründe nicht als ontologischer Gegenstand, sondern als sprachliche Instrumente aufgefasst, die mit Funktionen und Zwecken verbunden sind. Auf diese Weise gelingt es, einen frischen Blick auf die normativen Bedingungen des Gebrauchs von Gründen, ihre Rolle in praktischen Überlegungsprozessen und ihre Bedeutung für die Motivation und Moral menschlichen Handelns in einer gemeinsam geteilten Praxis zu gewinnen.
Die Rede von Rationalität, rationalem Handeln, rationalen Personen usf. ist weit verbreitet. Bei näherer Betrachtung erweisen sich die Rationalitätsausdrücke jedoch in dramatischer Weise als semantisch defekt. Die bei diesem Befund einschlägige Therapie ist die auf Carnap zurückgehende Methode der Explikation. Sie wird angewendet auf verschiedene Konzepte rationalen Handelns, u.a. auf Ziel-Überzeugungsmodelle, regel- bzw. strukturbezogenes rationales Handeln, rationales Handeln im Sinne der Rationalwahltheorien und der eingeschränkten Rationalität. Ein Ergebnis: Die unterschiedlichen Redeinteressen, die mit den jeweiligen Rationalitätsauffassungen (meist implizit) verfolgt werden, lassen sich nur mittels explizit verschiedener Rationalitätsausdrücke realisieren. Diese ergeben sich aus der Kombination der Unterscheidung von zweckbezogenem und regelbezogenem rationalen Handeln sowie von subjektiv-rationalem und objektiv-rationalem ÂHandeln. Sie liefern die Grundlage für weitere Charakterisierungen, zum?Beispiel von irrationalem Handeln und Â(ir)rationaler Person. Die Rede von der Rationalität ist in ein Spektrum von verschiedenen, aber zusammenhängenden Rationalitätsbegriffen zu überführen.
Was ist Krieg und wie lässt sich diese Form des Konflikts von anderen Konfliktarten wie Kriminalität oder Terrorismus abgrenzen? Dass die Antworten auf diese Fragen nicht nur von wissenschaftlichem Interesse sind, sondern auch weit in das Gebiet der Politik und des Rechts hineinreichen, hat sich spätestens mit der Reaktion auf die Anschläge vom 11. September 2001 sowie in der Debatte um die Bezeichnung des Einsatzes der deutschen Bundeswehr in Afghanistan gezeigt. In diesem Buch wird die Frage nach der konkreten Ausdeutung des Kriegsbegriffs aus der Perspektive der Philosophie systematisch ausgebreitet und mit Blick auf die aktuellen Trends des globalen Konfliktgeschehens diskutiert. Ausgehend von den einschlägigen historischen und zeitgenössischen Positionen werden Ansätze zum Begriff des Krieges Stück für Stück durchleuchtet und diskutiert. Das Ziel des Buches ist dabei nicht, eine Kriegsdefinition zu entwickeln, die den Anspruch hat, das Ende der Debatte um diesen Begriff zu markieren. Vielmehr geht es darum, Missverständnisse zu klären, Argumente zu entwickeln und insgesamt Struktur und Transparenz für eine Debatte um den Kriegsbegriff zu liefern.
Was sind Emotionen? Welche Funktion erfüllen sie? In welchem Verhältnis stehen sie zu mentalen Zuständen wie Urteilen? Als Antwort auf diese Fragen entwickelt Anja Berninger in ihrem Buch eine »adverbiale Emotionstheorie «, in deren Rahmen Emotionen als Arten und Weisen des Denkens verstanden werden. Die Autorin setzt sich somit von der gängigen Vorstellung ab, dass Emotionen mit einzelnen mentalen Zuständen wie Urteilen oder Wahrnehmungen gleichzusetzen seien. Auch die Funktion von Emotionen wird neu beleuchtet. Während in der philosophischen Literatur bislang meist davon ausgegangen wird, Emotionen hätten die Aufgabe, uns über die Werteigenschaften von Situationen zu informieren, argumentiert Anja Berninger dafür, die Funktion von Emotionen in der Lösung bestimmter kognitiver Steuerungsprobleme zu verorten. Emotionen liefern uns keine neuen Informationen, sondern versetzen uns kognitiv in die Lage, angemessen auf die aktuelle Situation zu reagieren. In ihrer Argumentation greift die Autorin dabei sowohl auf klassische philosophische Positionen als auch auf jüngere Ergebnisse der Emotionspsychologie zurück.