Die Arbeit beschäftigt sich mit mit dem Zusammenhang und der begrifflichen Interdependenz von Bedeutung, Wahrheit und Verstehen. Vor dem Hintergrund einer Diskussion von Donald Davidsons Theorie der Bedeutung werden zunächst Michael Dummetts direkte Kritik an Davidson sowie seine antirealistische Argumentation dargestellt. Die antipsychologistischen VorausSetzungen von Dummetts Argumentation, die die Begründung für seine berühmte Manifestationsforderung bilden, werden kritisiert und das antirealistische Argument reformuliert. Auf der Grundlage einer Kritik der von Gareth Evans und Martin Davies entwickelten Konzeptionen von implizitem semantischem Wissen wird eine Analyse von sprachlicher Kompetenz vorgeschlagen, in der eine Kombination von vorbegrifflichem informationellem Gehalt, syntaktischen Fähigkeiten und semantischem Regelwissen als notwendige Bedingungen sprachlichen Verstehens beschrieben werden. Diese Bedingungen des Verstehens sind, so die These zur Relation zwischen den Grundlagen des Verstehens und der Theorie der Bedeutung, zugleich hinreichend für die Kenntnis der Bedingungen, durch die die Bedeutung einer Aussage bestimmt sind. Diese bedeutungsbestimmenden Bedingungen werden dann, in AuseinanderSetzung mit Crispin Wrights Vorschlag zur Form einer antirealistischen Theorie der Bedeutung, als die Bedingungen prinzipieller Behauptbarkeit charakterisiert. In einem abschließend vorgeschlagenen Modell der Beziehung zwischen Sprache und Realität wird für die Vereinbarkeit eines semantischen Antirealismus mit einem metaphysischen Realismus argumentiert.
Es ist viel von einer 'Krise der Repräsentation' die Rede. In erkenntnistheoretischer Hinsicht bedeutet diese 'Krise' eine Krise der Gewißheit, daß in Erkenntnisprozessen eine vorgängig existierende Welt einfach abgebildet werden soll. Die entgegengsSetzte These, daß in solchen Prozessen die Welt überhaupt erst hergestellt wird, droht nach Meinung vieler aber in einen Relativismus zu münden, in dem erlaubt ist, was gefällt und der Gedanke einer wie auch immer gearteten Repräsentation von 'Welt' ganz aufgegeben werden muß. In diesem Buch werden Ansätze vorgestellt, die sich dem Problem der Repräsentation unterschiedlich nähern und dabei doch zu ähnlichen Ergebnissen gelangen: Die Peircesche Semiotik, die der analytischen Philosophie entstammende Theorie der Begriffsschemata und feministische Erkenntnistheorien gelangen unabhängig voneinander zu dem Schluß, daß der Gedanke der 'Repräsentation' nicht aufgegeben werden kann, aber neu gedacht werden muß: So werden die Bausteine für eine neue Repräsentationstheorie bereitgestellt.
Mehr als die meisten anderen Methoden der klassischen Physik hat das Prinzip der kleinsten Wirkung immer wieder philosophische Debatten ausgelöst. Durch historische und systematische Analysen wird in diesem Sammelband untersucht, ob durch dieses Prinzip in der Tat Aspekte formaler Teleologie und Modalität in der Physik existieren. Dabei repräsentiert formale Teleologie keinen eigenständigen Erklärungsbeitrag, sondern ist eng mit kausaler Erklärung verknüpft und durch sie mitbestimmt. Daher runden Arbeiten zur Kausalität in der Physik und zur funktionalen Erklärung in der Biologie den Band ab. Over the centuries, the principle of least action has intrigued philosophers more than quite another method of classical physics. The collection investigates whether elements of formal teleology and modality thus persist within physical science, to be sure, without, representing a genuine mode of explanation. Since formal teleology is closely linked with and its character partially defined by causality, the volume is rounded off by papers on causality in physics and functional explanation in biology.
Mit prädiktiven genetischen Tests ist es möglich, Informationen über Personen zu ermitteln Die Bandbreite dieser Informationen reicht von Hinweisen zur Ernährungsberatung bis hin zur Diagnose schwerwiegender genetischer Krankheiten. Damit reicht das Spektrum der Testformen von solchen, für die auf den ersten Blick kein Regelungsbedarf besteht, bis hin zu solchen, deren Gefährdungspotenzial groß ist. Aktuell ist die Problematik vor allem aufgrund der sich ausweitenden Angebote für genetische Untersuchungen im Internet. Eine Einschätzung des Regelungsbedarfs der Praxis prädiktiver genetischer Diagnostik ist daher dringend erforderlich: Der vorliegende Band untersucht Gefahrenpotenziale und Regelungsbedarf für prädiktive Gentests. Es unterbreitet keinen eigenen Regelungsvorschlag, sondern entwickelt medizinethische Kriterien für solche Regelungen. Eine umfangreiche Dokumentation stellt vorhandene nationale und internationale Regelungsansätze vor und analysiert sie.
Was macht eine Intervention zu einer Humanitären? Was sind die moralischen Bewertungskriterien für eine solche Intervention? Welche Kraft haben diese Kriterien im Vergleich zu den völkerrechtlichen Regelungen? Was sind die speziellen moralischen Probleme Humanitärer Interventionen bzw. Humanitärer Interventions-Kriege verglichen mit den gängigen Problemen zwischenstaatlicher Gewalt? Und welche Lehren ziehen wir heute aus dem Kosovokrieg von 1999, der einen Großteil ehemaliger Pazifisten zu dezidierten Kriegsbefürwortern werden ließ? Der Band präsentiert eine Auswahl von Beiträgen zur gleichnamigen Internationalen Konferenz am ZiF / Uni Bielefeld.
Emotionen als allgegenwärtiges Phänomen im personalen und sozialen Leben finden neuerdings wieder verstärkt Interesse, nachdem sie als Gegenstand philosophischer Reflexion und wissenschaftlicher Forschung lange Zeit vernachlässigt worden waren. Vor dem Hintergrund der "kognitiven Wende" auch in der Emotionsforschung wird ein konsequent kognitiver Ansatz in der Analyse von Emotionen entwickelt, der dennoch die Multimodalität und Untrennbarkeit der wesentlichen Komponenten einer Emotion (Kognitionsmuster, physiologische Veränderungen, innere Gefühlserlebnisse als Qualia u.a.) nicht verleugnen muss. Die Kognitionshypothese der Steuerung von Emotionen wird als kompatibel mit der Existenz anderer Emotionskomponenten aufgezeigt, indem "Emergenz" als eine Modellvorstellung vorgeschlagen wird, die besonders die Energetisierungs- und Aktivierungskomponenten von Emotionen in einen einheitlichen Erklärungsansatz integrieren kann. Die vorgelegte Theorie tritt damit in eine interessante Konkurrenz zum Erklärungsanspruch der klassischen psychologischen Erklärungsmuster, aber auch der gegenwärtig prominenten neurophysiologischen Ansätze, indem sie ein alternatives Modell der Steuerung von Emotionen vorschlägt und entwickelt, in das sich zukünftig auch die strukturelle Analyse von Gefühlserlebnissen, emotionaler Mimik und emotionalen Handlungslatenzen integrieren lassen wird.
Das Thema “menschliche Natur” hat eine lange Tradition in der Geschichte des philosophischen Denkens. Vor allem in Krisenzeiten und an Epochenschwellen stellte sich immer wieder Frage, was der Mensch “eigentlich” ist. Es sollte daher auch nicht überraschen, daß diese Frage auch in der Gegenwart wieder eine zunehmende Aufmerksamkeit findet. Nach langen Jahren eines nur zurückhaltenden Interesses findet die philosophische Anthropologie wieder stärkere Aufmerksamkeit. – Und doch handelt es dabei nicht nur um die Wiederaufnahme eines alten Themas. Die philosophische Beschäftigung mit der menschlichen Natur hat im Zusammenhang mit den Fortschritten der modernen Bio- und Informationstechnologie eine unmittelbar praktische Relevanz bekommen, die sie in dieser Weise niemals zuvor hatte. Durch diese Fortschritte haben nämlich die Möglichkeiten technischer Eingriffe am Menschen eine Dimension erreicht, die nicht mehr nur einzelne seiner Merkmale manipulierbar macht, sondern seine “Natur” selbst. Dies gilt insbesondere im Hinblick auf die nicht mehr vollkommen utopische Idee eines genetischen Umbaus der gesamten Menschheit. Die Frage, die sich vor diesem Hintergrund stellt, ist die nach dem normativen Status der menschlichen Natur. Ist die psycho-physische Gestalt, in der wir den Menschen seit jeder kennen, ein Produkt zufälliger evolutionärer Prozesse und als solche moralisch neutral; oder ist sie intrinsisch wertvoll und daher schützenswert? Die in der Literatur geäußerten Meinungen zu dieser Frage gehen auseinander. Auf der einen Seite stehen diejenigen, die in der menschlichen Natur lediglich eine Tatsache sehen und keinen Grund erkennen können, weshalb diese Tatsache sakrosankt ein sollte. Unter bestimmten Voraussetzungen, so behaupten die Vertreter dieser Partei, kann es nicht nur legitim sein, die menschliche Natur zu verbessern, es kann sogar moralisch geboten sein. Auf der anderen Seite stößt genau diese Vorstellung einer technischen Rekonstruktion des Menschen auf Empörung und Abscheu. Abgesehen von allen Risiken, die mit einem solchen Herumbasteln verbunden sind, werde der Mensch auf diese Weise auf ein beliebiges “Stück Natur” reduziert; er werde zum totalen Objekt technischen Handelns und seiner Würde beraubt. Der menschlichen Natur müsse daher ein inhärenter Wert zugeschrieben werden, um den unverantwortlichen Plänen der Menschheitsverbesserer eine kategorische Grenze zu setzen. Doch was ist die “menschliche Natur”? Worin besteht sie und wie kann sie angesichts der unübersehbaren individuellen und kulturellen Vielfalt definiert werden? Dies ist die erste Frage, der die Beiträge des vorliegenden Bandes gewidmet sind. Und an sie schließt sich sogleich eine zweite an: Wenn es denn eine menschliche Natur gibt und wenn diese hinlänglich genau umrissen werden kann: Kann oder muß ihr dann ein moralischer Status zugeschrieben werden? Und welcher Art ist dieser Status: Ist er der menschlichen Natur inhärent oder leitet er sich von etwas anderem ab? –
Die Trennlinie zwischen den Naturalisten und ihren ausgesprochenen und unausgesprochenen Gegnern ist eine der großen Wasserscheiden der Philosophie, der immer mehr Aufmerksamkeit zuteil wird. Die in diesem Band versammelten Aufsätze diskutieren die wichtigsten Aspekte des gegenwärtigen Streits um den Naturalismus. Ihr Spektrum reicht vom kritischen Überblick über die Erscheinungsformen des Naturalismus und seine Problemfelder bis hin zum Freiheitsproblem, von der Debatte um den Biologismus in Ethik und Erkenntnistheorie bis zur Hirnforschung, von der Anthropologie und Ethik bis zum Leib-Seele-Problem.
Kants Kritik der reinen Vernunft ist zweifelsohne der wichtigste philosophische Text der Neuzeit. In diesem Buch will Kant die Grenzen der Vernunft bestimmen. Was aber ist Vernunft? Kants Antwort: Ein Seelenvermögen. Die naheliegende Frage, was ein Seelenvermögen sei, wird von Kant allerdings nicht mehr beantwortet. Der Autor rekonstruiert Kants Verständnis dieses Begriffs unter Rückgriff auf die schulphilosophische Tradition des 17. und 18. Jahrhunderts. Dabei wird deutlich, dass Kant Seelenvermögen in der Nachfolge von Christian August Crusius und gegen Christian Wolff als real existierend annimmt. Wie aber können wir sie dann erkennen? Eine empirische Erkenntnis von Seelenvermögen wäre Sache der Psychologie, darf also in einer erfahrungsfreien Erkenntnistheorie, wie Kant sie vorschlägt, keine Rolle spielen. Folglich wird versucht, aus Schriften und nachgelassenen Texten Kants Kriterien für eine erfahrungsfreie Erkenntnis von Seelenvermögen zu rekonstruieren. Zwar scheitert dieser Versuch in letzter Instanz, jedoch lassen sich, wie der Autor in abschließenden Problemskizzen aufzeigt, auch aus diesem Scheitern wertvolle Rückschlüsse auf implizite Prämissen des Kantschen Denkens ziehen - seine ungeschriebene "Metaphysik des Mentalen".
Seit Descartes gehört das Wissen, das wir von unseren eigenen psychischen Zuständen und Vorgängen besitzen, zu den meistdiskutierten Themen der Erkenntnistheorie. Was genau heißt es, in diesem Sinne über “Selbstbewußtsein” zu verfügen? Das Buch fragt, wie tragfähig jene Antworten sind, nach denen wir uns eines epistemisch privilegierten Zugangs zu den eigenen Gedanken und Bewußtseinsinhalten erfreuen. Das “Bewußtsein seiner selbst”, so bemerkte indessen schon Kant in diesem Kontext, manifestiert sich in der Fähigkeit eines Subjektes, sich als ein Ich zu denken und “ich” zu sich zu sagen. Selbstbewußtsein haben Wesen demnach, allgemein gesprochen, wenn sie sich in der Ersten Person Singular auf sich beziehen können. Erst in jüngerer Zeit sind die Besonderheiten dieser Form der Selbstreferenz zum Gegenstand ausgiebiger sprachphilosophischer Untersuchungen geworden. Das Buch versucht, diese bedeutungstheoretischen Diskussionen für einige klassische Fragen der Selbstbewußtseinstheorie fruchtbar zu machen.