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Ritters Erforschung des Sonnenlichts wurde wesentlich von Goethes Forschungsmethode und Forschungszielen geprägt. Unmittelbar nach dem ersten belegten Treffen orientierte sich Ritter in seinen galvanischen Forschungen zur visuellen Wahrnehmung an der Polaritätsidee Goethes. Bevor der junge Physiker im Februar 1801 die chemischen Effekte des Ultravioletten entdeckte, hatte er sich auch bei den Spektren auf Goethes Polaritätsidee eingelassen, wonach sich an den Enden der Lichtspektren zwei farblich entgegengesetzte Enden oder Pole gegenüberstehen, die entgegengesetzt wirken. Diese Symmetriesierung im sichtbaren Bereich der Spektren dehnte Ritter auf deren unsichtbare Fortsetzung aus. Goethes Anteil an Ritters Entdeckung ist gröser, als man gemeinhin denkt; insbesondere hätte Goethe schon zehn Jahre früher als Ritter die Wirkungen des Ultravioletten entdecken können; ihm standen dieselben symmetrischen Forschungsziele zu Gebote wie Ritter, und er kannte (mit den Bologneser Leuchtsteinen alias Bariumsulfid) eine ebensogut geeignete Nachweismethode wie diejenige Ritters mit Hornsilber (alias Silberchlorid). Nachdem sich die beiden hierüber ausgetauscht hatten, symmetrisierte Ritter seine Forschung zu den Spektren noch weiter und sties dabei auf Effekte, in deren Lichte er nach eigener Aussage sogar anfing, Goethe in seinem Angriff auf Newtons Optik beiszupringen. Um welche Effekte genau es sich dabei handelte, ist bis heute nicht eindeutig geklärt.

In: Goethe, Ritter und die Polarität
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Statt den vorliegenden Sammelband zu resumieren, soll hier im Nachwort die hundertjahrige Forschungstradition skizziert werden, auf die seine Beitrage zustimmend oder ablehnend reagieren. Aus Sicht mancher Vertreter der herkommlichen Physik ware Hundert Jahre Dunkelheit vielleicht deshalb ein ins Schwarze treffender Name dieser Tradition, weil sie der hellen Wahrheit und Klarheit der bekannten Optik nur aus dunklen Beweggrunden widerspricht. – So selbstkritisch ist der Titel dieses Nachworts aber nicht gemeint. Stattdessen soll damit einerseits die Frage wachgehalten werden, ob man die Rolle der Dunkelheit in der Optik vielleicht wichtiger nehmen sollte, als es sich seit Newtons Tagen durchgesetzt hat. Andererseits wirft der Titel durchaus selbstkritisch die Frage auf, woran es liegt, dass es hundert Jahre lang kaum gelungen ist, den Reichtum der empirischen Forschungsergebnisse zur gleichberechtigten Hell / Dunkel-Symmetrie bekanntzumachen und ans Licht der wissenschaftlichen Offentlichkeit zu bringen. Zwei Faktoren sind dafur verantwortlich: Einerseits die Abwehr aus der herkommlichen Physik, die aus verstandlichen Grunden nicht an ihren Errungenschaften rutteln lassen mag; andererseits die auf den ersten Blick erstaunliche Tendenz vieler fruher Protagonisten der polaristischen Hell / Dunkel-Forschung, sich nur untereinander auszutauschen. Vielleicht lasst sich diese Tendenz aus einem wissenschaftsgeschichtlichen Blickwinkel a la Thomas Kuhn ver standlich machen. Demzufolge kann ein neuartiges oder doch abweichendes Forschungsparadigma nur in einem gedeihlichen Umfeld überleben, in dem ein halbwegs stabiler Konsens über Leitideen, Arbeitsstrategien, Standards der Kritik usw. herrscht. Dass sich dieser Konsens hundert Jahre lang halten konnte, ist erstaunlich genug; offenbar handelt es sich um reife Wissenschaft im Sinne Kuhns. Die Ergebnisse können sich sehen lassen: Kein newtonisches Experiment (aus der geometrischen Optik) hat seiner vertauschungssymmetrischen Umkehrung widerstanden; es gibt sogar helle Schatten als Gegenstücke zu den bekannten dunklen Schatten. Zudem konnte man den Wärmewirkungen des herkömmlichen Spektrums (bis zum Maximum im Infraroten) tatsächlich gegenläufige Abkühlungswirkungen im Goethespektrum an die Seite stellen (bis hin zum Wärmeminimum bzw. Kältemaximum im Infratürkisen). Selbst wellenoptische und photochemische Phänomene haben ihre komplementären Gegenstücke. Ob diese empirischen Ergebnisse in ihrem systematischen Zusammenhang irgendwelche Änderungen in der herkommlichen Physik nahelegen und wie gravierend diese Änderungen im Fall des Falles wären, ist mit alledem nicht entschieden. Klar ist nur, dass es an der Zeit ist, nicht langer im Dunkeln zu munkeln; man muss sich der Diskussion mit etablierten Fachwissenschaftlern stellen.

In: Goethe, Ritter und die Polarität
Eine Auseinandersetzung mit W.V.O. Quines Bedeutungsskepsis
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In: Goethe, Ritter und die Polarität
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Nachdem Ritter auserhalb des sichtbaren Sonnenspektrums die photochemischen Wirkungen des ultravioletten Lichts entdeckt hatte, suchte er nach dem entgegengesetzten Effekt im Infraroten. Im UV-Licht hatte sich seine weise Hornsilber-Probe (modern: Silberchlorid) je nach Belichtungsdauer mehr oder minder stark geschwärzt. Für den Ausgangspunkt des neuen Experiments nutzte Ritter eine grau vorbelichtete Hornsilber-Probe, die er dort ins Infrarote legte, wo Herschel das Temperaturmaximum gefunden hatte. In der Tat behauptete Ritter, die – aus Gründen der Polarität – gesuchte Umkehrungsreaktion beobachtet zu haben, und berichtete von einer dezidierten Aufhellung der vorbelichteten Probe. Aus heutiger Sicht gilt Ritters Experiment im Ultravioletten als Erfolg, das Experiment im Infraroten hingegen als Misserfolg, ja als »Fehler«. Im Ultravioletten haben wir demzufolge eine Reduktionsreaktion einer Silberverbindung, namlich des Silberchlorids; die hierbei freigesetzten Silberatome, die für die Schwärzung der Probe verantwortlich sind, lassen sich jedoch nicht mithilfe von Licht in Silberchlorid-Salz zuruckverwandeln – die Reduktionsreaktion ist irreversibel. Nichtsdestoweniger ist es der Chemikerin Anna Reinacher kürzlich gelungen, Ritters Beobachtungen zu reproduzieren. Eine genaue chemische Analyse der beobachteten Aufhellungsreaktion steht noch aus. Auch ohne diese Analyse lässt sich sagen, dass Ritters Beobachtungen der Aufhellung zuverlässig gewesen sein dürften.

In: Goethe, Ritter und die Polarität
In: Arten ethischer Erkenntnis
In: Arten ethischer Erkenntnis
In: Arten ethischer Erkenntnis
In: Arten ethischer Erkenntnis
In: Arten ethischer Erkenntnis